jewel-of-light.org | Eichtal (Kreis Treuburg, Ostpreußen) | ||
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A. Einführung: Grundlegende Informationen Eichtal ist ein Dorf im Kreis Treuburg
in Ostpreußen, ca. 11 - 12 km
südwestlich von Treuburg in der Gemeinde Müllersbrück,
dessen Ortsteil es nach dem Treuburger Heimatbrief Nr.
67 ist. Geschätzt dürfe der Ort kaum mehr als 20 Häuser
gehabt haben.
Der Ort trug im Laufe der Zeit verschiedene Namen. Ich spreche im Folgenden von "Eichtal", da ich es in den Erzählungen meiner Großeltern so kennengelernt habe und dies der letztgültige deutsche Name des Ortes ist.
Man kommt nach Eichtal an Müllersbrück
vorbei. In Müllersbrück kann man sein Auto stehenlassen.
Wir mußten das sogar: Angeblich hätte die Brücke das
Gewicht nicht ausgehalten, hätten wir versucht, sie mit
dem Auto zu überqueren.
(Als wir es besuchten herrschte in Osteuropa noch der Sozialismus und war es empfehlenswert, nur ein Auto mit alten Radkappen dort unbeaufsichtigt zu lassen.) Die Mühle liegt wohl vor der Brücke
rechts. Um nach Eichtal zu gelangen, überquert man die
Brücke über die Lega und geht dann einfach weiter auf
dem Weg nach Eichtal. Ich meine, wir hätten vielleicht
ungefähr 20 Minuten benötigt?
Heute ist leider kaum etwas von dem
Dorf übrig geblieben. Als ich in meiner Schulzeit mit
meinen Eltern und Großeltern dort war, stand dort
lediglich noch ein Torpfosten – und mein Vater
sagt, auch der Brunnen vor der Tür zum Hof der Schule
hin, sonst leider gar nichts, allenfalls noch Steine
im Grund. Vom Garten des Schulhauses war aber noch die
Fliederhecke geblieben.
B. Bilder und einige Einzelheiten
Mein Großvater, Ernst-Herbert Maraun, hat einige Bilder von Eichtal gemalt. Auch haben meine Großeltern 1987 bei ihrem Besuch dort einige Photos gemacht und einige wenige aus der Zeit von vor 1945 in ihren Alben gehabt. Ich habe diese Bilder hier, soweit sie mir in Photographien gerade zur Verfügung standen, eingefügt, zusammen mit einigen Details zu Eichtal und ein paar Erlebnissen, die vielleicht auch für andere ein Bild der ostpreußischen Atmosphäre liefern können. I. Der Weg nach Eichtal
Wie bereits beschrieben, kann man
von Müllersbück aus nach Eichtal laufen.
Mein Großvater schrieb: Von Müllersbrück wie Eichtal aus ist ein kleines Wäldchen zu sehen, "Blanks Wäldchen".
Ich meine, es sei nach der
Eigentümerfamilie Blank benannt worden, aber es mag
sich auch anders verhalten, denn jedenfalls notierte
mein Großvater unter dem Photo: "Blank war der
Bürgermeister". Hier sieht man das Bild noch einmal,
mit einem Pfeil links unten zu dem Ort, wo die Schule
stand, und außerdem zwei Bildern von der Kirche in
Wallenrode (Eichtal gehörte zum Kirchspiel Wallenrode,
zur dortigen Kirche s. u. a. auch hier) und noch einmal die Lega
bei Müllersbrück:
© Photos von 1978 · Öffnen und
größer auch durch Rechtsklick
Man kann auch von Bärengrund nach
Eichtal gehen. Meine Großeltern sind den Weg wohl
gegangen:
© Photo von 1978 · Größer via
Rechtsklick
II. Eichtal im Winter
© 2021. Gemälde von H. Maraun ·
Rechtsklick ("Bild öffnen") für das volle Format.
Zu dem obigen Bild:
Oben im Bild sieht man fünf Bäume. Es waren Birken, die Einwohner Eichtals haben da jedes Jahr die Rinde eingeritzt und Birkensaft abgezapft. Hinter den fünf Bäumen ist
die Schule zu sehen.
Links unten auf dem obigen Gemälde und
links ein Stückchen weiter ist Hauptteil des Dorfes
(auch nicht viel größer als der abgebildete Teil). Nach
Treuburg führte eventuell ein Weg links [vom
Bildbetrachter aus bezeichnet; Information aber nicht
sicher].
Bei einer Winterschlittenfahrt (den Weg hoch nach vorne), konnte man einmal Wölfe heulen hören, sie hatten dort aber keinen "Dauerstandort." © 2021. Zeichnung von H. Maraun (im Original 12 x 18 cm), Februar 1938 [Wie mag die nach Westen gelangt sein? Vielleicht hat mein Großvater sie damals an Verwandte gesandt?] · Rechtsklick ("Bild öffnen") für das volle Format. Hier sind noch zwei Detailausschnitte
aus dem ersten Bild - zunächst die Schule in groß:
Und hier noch mit einigen Häusern davor: III. Weiteres zur Schule und Frühling
in Eichtal
Hier nun noch ein Gemälde der Schule von der Straßenseite aus, von Müllersbrück kommend: © 2021. Gemälde von H. Maraun ·
Rechtsklick ("Bild öffnen") für das volle Format.
Weitere Photos desselben Gemäldes hier und hier.
An der Schule war mein Großvater,
der in Waldau geboren
wurde, einem kleinen Ort östlich von Königsberg, und
der an der Hochschule für Lehrerbildung in Elbing
studiert hatte (eine der im Vergleich zu heute
wenigen Institutionen in Deutschland zu jener Zeit,
in der Lehrer akademisch ausgebildet wurden, vgl. z.
B. hier und hier),
einige Jahre Lehrer.
Er war zunächst in Wedereitischken
gewesen und dann von einer Vertretungsstelle in
Erlental (Kreis Treuburg), wo er für einen Freund,
der "ins Manöver" mußte, als zweiter Lehrer
eingesprungen war, dorthin gewechselt, als ihm der
Schulrat, da er bald heiraten wollte, die freie
Wahl gab. So kam mein Großvater (nach seiner
Personalkarte ab dem 16. 11. 1937), nach Eichtal.
Der erste Winter war schneereich und kalt. Mein Großvater übernachtete zunächst bei Bauern und verbrachte das Wochenende oft bei Verwandten meiner Großmutter in Treuburg. Nach Eichtal ging es dann am Montag Morgen "vom Bahnhof Wallenrode in das Grau" hineinstapfend, "einen entkronten Baum als Wegweiser", im Gedanken an wilde Hunde und Wölfe, die es vor einigen Jahren noch dort gegeben hatte. Schließlich erblickte er die erste Laterne im Abbaugehöft vor Eichtal. Er beschreibt die tiefen Dächer der Masurenhäuser und wie er im Klassenraum des neu erbauten Schulgebäudes dann schon den Ofen am "Glühen" fand. Im Februar 1938 konnten meine
Großeltern dann, nach der Hochzeit (in der Löbenicht-Kirche in Königsberg),
die bereits "möblierte" Lehrerwohnung beziehen.
"Das war ein Frühling, nirgendwo und niemals hat es einen schöneren gegeben." Da er so ein schönes Bild zeichnet, lasse ich meinen Großvater hier direkt zu Wort kommen:
Trotz ihrer städtischen Herkunft, so berichtet mein Großvater, hätten sie gut zu den Dorfbewohnern gefunden, die ihnen gut entgegengekommen seien. Die Schule war einzügig. Es gab wohl
nur eine Klasse für alle, d. h. alle wurden wohl
gemeinsam unterrichtet. Die 42 Kinder kamen aus
Eichtal und Müllersbrück, "machten keine
Schwierigkeiten und lernten eifrig".
An die Schüler wurden – das war damals üblich – diese Aufgaben verteilt: Die Jungen halfen beim Holzhacken und die Mädchen bei der Betreuung meines Vaters, darunter insbesondere sein daher von ihm so genanntes "Kindermädchen", das er wie durch Schicksal mehr als 60 Jahre später unerwartet in ganz anderem Kontext wiedertraf, sowie meiner Großmutter beim Zwiebelschneiden (ihr tränten die Augen, den helfenden Mädchen machte es nichts aus). Die Schule und die Lehrerwohnräume waren in demselben Haus: Fünf Zimmer und die Klasse unter einem Dach. Im ersten Stock standen zwei kleine Fremdenzimmer zur Verfügung. Es gab anscheinend Feueröfen und eine
Wasserpumpe in der Küche. Es gab einen Stall, eine
Scheune und einen Holzstall.
Das zweite Haus im Hintergrund mit dem roten Dach auf dem Bild müßte die Scheune sein. Ewas unklar ist vielleicht, was dann mit dem Gebäude links der Schule in dem Winterbild ist. "Die Scheune" hat mein Vater jedenfalls gegenüber dem Ausgang zum Hof mit dem Brunnen hin in seiner Erinnerung. Zu der Schule gehörte ein Stück landwirtschaftliches Land, 20 Morgen. Das wurde aber wohl von jemand anderem gepachtet und bearbeitet. Die Schule hatte drei Eingänge: Einen
zur Straße hin, wohl für die Schüler, einen privaten
zum Garten (die Fliederhecke des Schulgartens war noch
da, als wir das Dorf besuchten) meiner Großeltern hin
– man konnte also direkt vom Haus in den Garten
gelangen – und einen zum Hof.
Der Garten war wohl der Privatgarten meiner Großeltern als der Lehrersfamilie. Man sieht ihn auf dem Schulbild rechts. Gegenüber der Tür zum Hof, mein Vater spricht vom "Haupteingang" (wenn man vor den Bäumen in dem Winterbild steht, links nach 5 Minuten) befand sich ein Brunnen. Gegenüber diesem Eingang (also mit dem Brunnen dazwischen) stand eine Scheune. (Mein Vater hat im Gedächtnis die Idee, daß sich dort einmal ein Verbrecher versteckt habe, er kann aber nicht sagen, ob das nur ein Gerücht gewesen sei, was möglich wäre.) In seiner Zeit dort war mein
Großvater vermutlich der einzige Lehrer dort. Erst,
nachdem er eingezogen wurde, unterrichtete dort jemand
anderes, dessen Namen ich bisher nicht herausbekommen
habe, seit 1943 dem Treuburger Heimatbrief zufolge
Anni Naninga bzw. Anni Gebhard, geb. Naninga. (Sowohl
mein Vater als auch meine Tante erinnern sich an den
Namen "Naninga", vielleicht hieß sie daher damals noch
so). Meine Großmutter, in Königsberg geboren, wohnte
aber weiterhin dort.
Hier weitere Impressionen aus den Lebensbeschreibungen meines Großvaters aus jener Zeit, die etwas von Leben, Schönheit und Glück dortvermitteln können:
IV. Abschied
Wenige Stunden oder 1 - 3 Tage vor der Flucht war ein offenes Militärfahrzeug, eine Art Jeep vorbeigefahren, der nicht angehalten hatte, und dann hieß es kurz danach, das seien gar keine Deutschen, sondern russische Spione in deutschen Uniformen gewesen. Meine Großmutter hatte lange gezögert, aber schließlich (mein Vater sagte, damals lief das möglicherweise noch unter dem Begriff "Evakuierung"?), am 20. Juli 1944, hieß es, sie müßten jetzt "schnell, schnell weg" – im Hintergrund war schon Gefechtslärm zu hören –, und so blieb das Spielzeug, mit dem gerade noch gespielt worden war, am Brunnen liegen. In russischer Kriegsgefangenschaft
malte mein Großvater seine Schule - mit künstlerischer
Freiheit, wie man sieht; die Bildunterschrift in
seiner Handschrift sagt ausdrücklich, es handele sich
um die Schule Eichtal.
V. Eichtal nach vierzig Jahren - mit weiteren Bildern von einst Die Häuser sind geschwunden. Das Land
ist geblieben. Die Fliederhecke. Bäume im Wald. Hier
sind einige Impressionen von Sommer 1978.
Einige Bilder finden sich ja schon
weiter oben. Hier sind noch einige andere. Die
Empfindungen meines Großvaters beim Wiedersehen mit dem
Ort stelle ich an den Anfang - gewiß kann mancher, der
vielleicht zurückgekehrt ist, das nachvollziehen?
Aber, natürlich, man geht weiter und blickt auch in die Gegenwart. Mein Großvater untertitelte das
folgende Photo dergestalt, daß mein Vater dort "vor"
seinem Elternhaus stünde. Es ist aber die Frage, was
hier "vor" meint. Ist das Grundstück wirklich hinter
ihm (mein Vater fragte sich das wegen der hohen
Bäume), oder handelt es sich nicht vielmehr darum, daß
er dort auf dem Weg zu Blanks Wäldchen steht, das Haus
vor sich? Jedenfalls: Eichtal.
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vermerkt ist, einschließlich abphotographierter Texte.
Hier noch einmal auch Photos aus alter
Zeit; das Schulgebäude innen und außen, auch im
Vergleich mit der heutigen Zeit:
© ·
Ein Rechtsklick gestattet, das Bild separat zu
öffnen. Es läßt sich vergrößern, dann kann man die
Schulphotos noch besser erkennen.
Und so sieht das Wohn- und Speisezimmer heute aus: Und die "Schlafzimmermöbel" 1978: C. Drei Gedichte
I. Mein Großvater fügte seinem Ostpreußenalbum, aus dem auch, bis auf die Gemälde, die obenstehenden Photos stammen, auch zwei Strophen eines Gedichtes hinzu, daß er wohl einst in Deutsch Brod geschrieben hatte: II. Als ich zur Schule ging, schrieb ich
mehrere (auf jeden Fall zwei) Gedichte über Eichtal.
Eines findet sich im Ostpreußenblatt vom 28. November
1987 - Folge 48 - Seite 8.
D. Weiterführende Informationen und Links Ich habe nicht umfangreich systematisch recherchiert - betrachte dies also am besten lediglich als "Fundstücke" und schaue selbst bei Interesse nach mehr. I. Verschiedene Informationen
II. Karten
Falls Sie Informationen über Eichtal besitzen oder eine Frage zum Thema haben, können Sie mich gern kontaktieren. Sollte ich eine E-Mail nicht antworten, versuchen Sie es doch bitte einfach auf anderem Wege Normalerweise antworte ich aber selbstverständlich auf E-Mails, die eine Antwort erfordern oder wo sie gut wäre. Daher melden Sie sich doch bitte einfach anderweitig, sollte dies nicht geschehen. Dann habe ich Ihre Nachricht vielleicht einfach übersehen. |
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4. Dezember 2023. |